Turnaround im Handel mit Agrarrohstoffen

VonJens Güldenberg,Dr. Michael Lukarsch,Alexander Zielske
Industriegüter, Whitepaper

Kaffee, Früchte & Co. - der globale Handel mit Agrarrohstoffen findet in einem komplexen und dynamischen Marktumfeld statt, mit vielfältigen Herausforderungen für alle Marktteilnehmer. Welche typischen Problembereiche gibt es? Und welche Restrukturierungsansätze helfen Handelsunternehmen langfristig profitabel zu bleiben?

Agrarrohstoff-Handel: Ein weltweit vernetzter Markt mit diversen Herausforderungen

Der weltweite Handel mit Agrarrohstoffen zeichnet sich durch eine starke Vernetzung von Produktion (Ursprung) und Konsum aus. Agrarrohstoffe wie Getreide, Ölsaaten, Genussmittel, Faserpflanzen oder Holzprodukte werden überwiegend in Schwellenländern produziert, wohingegen der Konsum hauptsächlich in Industrieländern wie den USA, der EU und China stattfindet. Dies führt zwangsläufig zu langen und komplexen Lieferketten, die stark von funktionierenden Frachtrouten, effizienten Prozessen und globalen Qualitätsstandards abhängig sind. Die Bedeutung dieser Faktoren wird durch die Tatsache verstärkt, dass viele Agrarrohstoffe an internationalen Börsen gehandelt werden und teilweise stark schwankenden Preisen unterliegen. Exogene Einflüsse wie Wetterbedingungen, geopolitische Ereignisse und Handelszölle machen die Preisdynamik zusätzlich unvorhersehbar.

Neben den äußeren Rahmenbedingungen stehen Agrarrohstoffhändler vor internen Herausforderungen, die vor allem durch niedrige Margen und eine hohe Kapitalbindung geprägt sind. Insbesondere die Lagerhaltung und Vorfinanzierung von Rohstoffen führen zu einer immensen Liquiditätsbelastung. Hinzu kommen Preisschwankungen, hohe Fremdkapitalkosten und Qualitätsverluste durch Verderblichkeit, welche den Druck auf die Händler zusätzlich erhöhen. Komplexe vertragliche Regelungen, wie sie im internationalen Handelsgeschäft üblich sind sowie Unsicherheiten bei der Absicherung von Preisrisiken erschweren zusätzlich eine effektive Unternehmenssteuerung. Die Vielzahl dieser Herausforderungen und Risiken führt häufig zu Liquiditätsengpässen und mangelnder Transparenz über die Rentabilität einzelner Produkte und Geschäftsfelder.

Den mannigfaltigen Risiken des globalen Handelsgeschäftes kann mit drei wesentlichen Stellhebeln begegnet werden

Den mannigfaltigen Risiken des globalen Handelsgeschäftes kann mit drei wesentlichen Stellhebeln begegnet werden.

Zu den zentralen Herausforderungen der komplexen Industrie zählen u. a.:
 

  • Globale Lieferketten: Die Produktion konzentriert sich auf Schwellenländer wie Südamerika und Afrika, während der Konsum in Industrieländern wie den USA, der EU und China erfolgt. Dies führt zu Abhängigkeiten von funktionierenden Frachtrouten und Qualitätsstandards.
  • Volatile Preise: Exogene Einflüsse wie Wetterbedingungen, Ernten, geopolitische Ereignisse und Handelszölle führen zu starken Preisschwankungen.
  • Hohe Kapitalbindung: Lagerhaltung und Vorfinanzierung belasten die Liquidität erheblich.
  • Qualitätsrisiken: Die Verderblichkeit von Rohstoffen und hohe Anforderungen an Qualität verursachen zusätzliche Risiken.
  • Komplexe Vertragsbedingungen: Globaler Handel und einhergehende Risiken (z. B. Währungsrisiken) erschweren die Planung und Steuerung.
  • Mangelnde Transparenz: Der fehlende Überblick über die Profitabilität einzelner Produkte und Geschäftsbereiche erschwert die strategische Steuerung.

Erprobte Stellhebel steigern Profitabilität und sichern Liquidität

Aus einer Vielzahl von Projekten im Agrarrohstoff-Handel haben sich drei grundsätzliche Stellhebel herauskristallisiert, deren Fokussierung von besonderer Bedeutung sind:

  1. Strategische Ausrichtung: Eine gezielte Fokussierung auf margenstarke Kerngeschäfte, die Optimierung des Produktportfolios und die Reduzierung von Risiken sowie operativer Komplexität.
  2. Working Capital Excellence: Reduzierung der Kapitalbindung durch höhere Lagerumschläge, effizientes Forderungsmanagement und die Verlagerung von Risiken auf Kunden und Lieferanten.
  3. Geschäftssteuerung: Einführung moderner und transparenzschaffender Controlling-Systeme, die eine präzise Steuerung nach Profitabilität und Kapitalbindung ermöglichen und Entscheidungsprozesse optimieren.

Mehrwert für den erfolgreichen Turnaround im Agrarrohstoff-Handel

Ein erfolgreicher Turnaround im Agrarrohstoff-Handel erfordert eine klare strategische Ausrichtung, kombiniert mit operativer Effizienz und umfassender Transparenz. Unternehmen, die bereit sind, ihre Geschäftsmodelle zu hinterfragen und Prozesse zu modernisieren, können kurzfristige Herausforderungen im Markt meistern und sich langfristig Wettbewerbsvorteile sichern. Die beschriebenen Maßnahmen verdeutlichen, dass ein nachhaltiger Erfolg im Agrarrohstoff-Handel vor allem von der Fähigkeit abhängt, flexibel auf Marktveränderungen zu reagieren und gleichzeitig die internen Strukturen konsequent auf Profitabilität und (geringe) Kapitalbindung auszurichten.

Welche Ansätze und Stellhebel ermöglichen den Turnaround von Agrarrohstoff-Händlern?

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