Nakamotos wahrer Coin? Bitcoin vs. Bitcoin Cash

VonPhilipp Misura
Blockchain & Digital Assets, Blogartikel

Die Welt der Kryptowährungen ist komplex und dynamisch. Unter den zahlreichen digitalen Währungen, stehen Bitcoin (BTC) und Bitcoin Cash (BCH) im Mittelpunkt vieler Diskussionen. Beide Kryptowährungen haben ihren Ursprung in der ursprünglichen Bitcoin-Blockchain und werden aufgrund ihrer ähnlichen Namen oftmals gleichgestellt. Ein genauerer Blick offenbart jedoch die grundlegenden Unterschiede der beiden Coins, hinter denen zwei konkurrierende Communities stehen, welche die Umsetzung Nakamotos Vision für sich beanspruchen. Dieser Artikel beleuchtet die Historie, den Grundgedanken, die Use Cases und die technologischen Unterschiede zwischen Bitcoin und Bitcoin Cash.


Julia Knolle und Martin Rupprecht über "Nakamotos wahrer Coin? Bitcoin vs. Bitcoin Cash"

Historie von Bitcoin und Bitcoin Cash

Bitcoin wurde 2009 von einer anonymen Person oder Gruppe unter dem Pseudonym Satoshi Nakamoto ins Leben gerufen. Es war die erste dezentrale Kryptowährung, die mithilfe der Blockchain-Technologie arbeitete und den Weg für die Entwicklung zahlreicher anderer digitaler Währungen ebnete. Bitcoin wurde als Peer-to-Peer-Elektronikgeldsystem konzipiert, das ohne zentrale Autorität auskommt.

Mit der zunehmenden Popularität von Bitcoin wuchs jedoch auch die Belastung des Netzwerks. Die Bitcoin-Blockchain konnte nur eine begrenzte Anzahl von Transaktionen pro Sekunde verarbeiten, was zu Verzögerungen und höheren Transaktionsgebühren führte. Diese Skalierungsprobleme führten 2017 zu einer Spaltung der Bitcoin-Community.

Ein Teil der Community befürwortete eine Erhöhung der Blockgröße, um mehr Transaktionen pro Block zu ermöglichen. Der andere Teil war dagegen und setzte auf alternative Lösungen wie das Lightning Network, um die Skalierbarkeit zu verbessern. Diese Meinungsverschiedenheit führte im August 2017 schließlich zu einem Hard Fork der Bitcoin-Blockchain, also zu zwei nebeneinander existierenden Blockchains mit jeweils eigener Protokollsoftware.

Grundgedanke und Use Cases

Bitcoin

Bitcoin ist die bekannteste virtuelle Währung und wird oft als digitales Gold bezeichnet. Sein Hauptziel ist es, als Wertspeicher und Mittel zur Wertübertragung zu dienen. Die Erfolgsgeschichten von frühen Investoren, die zu Millionären wurden, haben wesentlich zu seiner Popularität beigetragen. Bitcoin wird häufig als Absicherung gegen Inflation und traditionelle Finanzsysteme betrachtet und bietet Nutzern die Möglichkeit, Gelder ohne Zwischenhändler weltweit zu transferieren.

Bitcoin Cash

Bitcoin Cash wurde mit dem Ziel geschaffen, die ursprüngliche Vision von Bitcoin als elektronisches Peer-to-Peer-Zahlungssystem zu verwirklichen. Die Befürworter von Bitcoin Cash argumentieren, dass niedrige Transaktionsgebühren und schnelle Transaktionen entscheidend sind, um Kryptowährungen als alltägliches Zahlungsmittel zu etablieren. Daher konzentriert sich Bitcoin Cash darauf, Transaktionen effizienter und kostengünstiger zu gestalten.

Vision und Community

Ein weiterer wichtiger Unterschied betrifft die Visionen der beiden Communitys. Die Bitcoin-Community legt großen Wert auf die Dezentralisierung und die Vision von Satoshi Nakamoto. Dezentralisierung ist ein Schlüsselelement, das Vorrang vor allem anderen hat. Die Mehrheit der Community entschied sich daher für Lösungen wie das Lightning Network, um die Skalierbarkeit zu verbessern, ohne die Dezentralisierung zu gefährden.

Die Anhänger von Bitcoin Cash hingegen legen größeren Wert auf die massive Annahme von Kryptowährungen durch die Verbraucher. Sie stiften dem Titel von Nakamtotos initialem Bitcoin Paper „A Peer-to-Peer Electronic Cash System“ besondere Bedeutung bei, indem sie den Zahlungsdienstgedanken in den Vordergrund stellen. Sie argumentieren, dass niedrige Transaktionsgebühren und schnelle Bestätigungszeiten wichtiger sind als die strikte Einhaltung der Dezentralisierungsprinzipien.

Technologische Unterschiede

Blockgröße

Der bedeutendste technologische Unterschied zwischen Bitcoin und Bitcoin Cash liegt wie bereits erwähnt in der Blockgröße. Bitcoin hat eine Blockgröße von 1 MB, die durch das Bitcoin-Protokoll Update SegWit effektiv auf etwa 1,8 MB erhöht wurde. Bitcoin Cash hingegen startete mit einer Blockgröße von 8 MB, die später auf 32 MB erhöht wurde. Dies ermöglicht es Bitcoin Cash, etwa 15 Mal mehr Transaktionen pro Block zu verarbeiten als Bitcoin. Allerdings sind die Blöcke von Bitcoin Cash oft nicht voll ausgelastet und erreichen selten die Kapazität von 1 MB. Durch die geringe Auslastung werden einerseits schnelle Transaktionen ermöglicht, andererseits führt dies auch zu Ineffizienzen und einem erhöhten Speicherbedarf.

Skalierung:

Bitcoin setzt auf das Lightning Network, eine Second-Layer-Lösung, die es Nutzern ermöglicht, Mikrotransaktionen nahezu sofort und mit minimalen Gebühren durchzuführen. Das Lightning Network funktioniert, indem es einen Großteil der Transaktionen außerhalb der Hauptblockchain (off-chain) abwickelt und nur die endgültigen Ergebnisse in die Blockchain einträgt.

Bitcoin Cash hingegen verfolgt einen On-Chain-Skalierungsansatz. Durch die Erhöhung der Blockgröße bleibt die Skalierbarkeit direkt in der Blockchain erhalten. Dies bedeutet, dass alle Transaktionen direkt in die Blockchain aufgenommen werden, ohne auf Second-Layer-Lösungen angewiesen zu sein.

Transaktionsgeschwindigkeit und Gebühren:

Die Transaktionsgeschwindigkeit und -gebühren sind wesentliche Unterscheidungsmerkmale zwischen den beiden Kryptowährungen. Bitcoin-Transaktionen können aufgrund der begrenzten Blockgröße und der hohen Nachfrage manchmal mehrere Minuten bis Stunden dauern, insbesondere während Spitzenzeiten. Die Transaktionsgebühren können zudem erheblich sein.

Bitcoin Cash bietet hingegen schnellere Transaktionszeiten und niedrigere Gebühren. Durch die größere Blockgröße können mehr Transaktionen pro Block verarbeitet werden, was die Wahrscheinlichkeit von Verzögerungen und hohen Gebühren verringert.

Mining-Algorithmus und Replay-Protection:

Sowohl Bitcoin als auch Bitcoin Cash verwenden denselben Proof-of-Work (PoW) Mining-Algorithmus namens SHA-256. Dies bedeutet, dass die grundlegenden Mechanismen zur Sicherung des Netzwerks und zur Validierung von Transaktionen gleich sind. Bitcoin Cash implementierte jedoch Replay-Protection, um sicherzustellen, dass Transaktionen, die auf einer Blockchain (z.B. Bitcoin) durchgeführt werden, nicht automatisch auf der anderen Blockchain (Bitcoin Cash) gültig sind.

Fazit

Bitcoin und Bitcoin Cash sind zwei bedeutende Kryptowährungen, die trotz ihrer gemeinsamen Ursprünge unterschiedliche Ziele und technische Ansätze verfolgen. Bitcoin konzentriert sich auf die Rolle als Wertspeicher und setzt auf Off-Chain-Lösungen wie das Lightning Network. Bitcoin Cash hingegen strebt danach, ein effizientes und kostengünstiges Zahlungssystem zu sein, indem es die Blockgröße erhöht und Transaktionen direkt in der Blockchain verarbeitet. Die Wahl zwischen Bitcoin und Bitcoin Cash hängt also von den individuellen Bedürfnissen und Prioritäten der Nutzer ab. In einer sich ständig weiterentwickelnden Krypto-Landschaft bleibt es spannend zu beobachten, wie sich diese beiden Projekte weiterentwickeln.

 

Disclaimer: Dieser Beitrag dient ausschließlich der Information und Wissensvermittlung und stellt keine Anlageempfehlung dar.

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